Schönheitswahn: Wenn das Streben nach Perfektion zu weit geht
In unserer Welt kommen wir überall mit Schönheitsidealen in Berührung: auf Plakatwänden, in sozialen Medien, in Werbung und Filmen.
Es scheint, als ob wir ständig daran erinnert werden sollen, dass wir „noch besser“ aussehen könnten oder „noch schöner“ sein müssten. Niemals scheint es zu reichen.
Und dabei ist das längst keine oberflächliche Modefrage mehr, sondern ein tiefgreifendes gesellschaftliches Phänomen, welches unsere Selbstwahrnehmung und unser Selbstwertgefühl beeinflusst und manchmal auch unsere seelische Gesundheit gefährden kann.
Die Schönheitsindustrie boomt. Immer mehr Menschen lassen Eingriffe an sich vornehmen, angefangen bei minimalinvasiven Behandlungen bis hin zu teilweise sogar gefährlichen Operationen. Sie investieren viel Zeit, Geld und Energie in das äußere Erscheinungsbild.
Und warum?
Vielleicht, weil wir hoffen, dadurch anerkannter zu werden, und weil wir glauben, Schönheit würde uns mehr Liebe, Erfolg und Zugehörigkeit bringen.
Aber machen uns diese Veränderungen wirklich glücklicher? Oder ist es nur ein kurzer Moment der Bestätigung, wie etwa ein Like, ein Kompliment oder ein bewundernder Blick, der uns für einen Augenblick das Gefühl gibt, „genug“ zu sein?
Was wir eigentlich suchen, ist nicht die perfekte Nase oder makellose Haut, sondern wir sehnen uns nach Anerkennung. Nach Gesehen- und Geliebtwerden. Doch es scheint, als würde genau das, was wir so dringend wollen, uns immer mehr entgleiten, je mehr wir versuchen, es zu bekommen. Denn wenn wir ständig damit beschäftigt sind, schöner, schlanker und jünger zu wirken, verlieren wir leicht den Kontakt zu dem, was uns wirklich ausmacht:
unserer Menschlichkeit und unserer Herzlichkeit.
Warum magst du einen anderen Menschen wirklich? Ist es, weil sie wunderschön ist, die perfekte Figur hat und immer die modernste Kleidung? Oder weil sie freundlich ist, humorvoll, ehrlich, herzlich? Weil du dich bei ihr angenommen, gesehen und gehört fühlst?
Schönheit mag beeindrucken, und sie kann jederzeit verschwinden. Was aber bleibt, sind Charakter, Menschlichkeit, Wärme und Echtheit.
Vielleicht ist es an der Zeit, das System zu hinterfragen, das uns glauben macht, wir müssten anders sein, um wertvoll zu sein. Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Energie nicht mehr in die Jagd nach dem perfekten Äußeren zu stecken und zu schauen, was uns wirklich stärkt:
unsere Gesundheit, unsere Beziehungen und unsere seelische Balance.
Gesundheit, Gemeinschaft, Mitgefühl, Verbundenheit. Das sind Werte, die uns unterstützen, gerade in schwierigen Zeiten. Wenn wir beginnen, uns selbst mit mehr Akzeptanz zu begegnen und uns gegenseitig in unserer Einzigartigkeit zu schätzen, entsteht ein Raum, in dem wir wieder in echten Kontakt treten können. Ein Raum, in dem wir nicht perfekt sein müssen, in dem wir alt und faltig werden dürfen, eine schiefe Nase und zu große Ohren haben dürfen. Wo wir auch angenommen werden, ohne dem neuesten Trend zu folgen, sondern einfach wir selbst sein dürfen: menschlich.
Es ist völlig in Ordnung, sich um sich selbst zu kümmern. Es ist menschlich, schön sein zu wollen, für sich selbst, für das eigene Wohlbefinden und vielleicht auch, um sich sicherer zu fühlen. Sich zu pflegen, sich im eigenen Körper wohlzufühlen, ist ein Ausdruck von Selbstachtung. Und dabei dürfen wir nicht vergessen: Es ist ebenso normal und würdevoll, älter zu werden. Falten, graue Haare und Veränderungen des Körpers, all das gehört zum Leben dazu. Es sind Zeichen unserer Erfahrungen, unseres Reifens und unseres Weges. Schönheit ist auch Wandel, Ausstrahlung und Weisheit, Güte und Echtheit. Dort findet sich oft viel mehr Ausdruck als im perfekten Äußeren. Wenn wir uns auf diese tieferen Werte besinnen, kann ein Miteinander entstehen, das uns wieder verbindet.
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