Was wir haben, und was wir brauchen: Über unseren Konsum.

Veröffentlicht am 1. Juni 2025 um 16:45

Nutzen wir unseren (Über-)Konsum, um unsere Einsamkeit zu kompensieren?

Wir besitzen so einiges, haben so vieles:
Volle Kleiderschränke mit Kleidern, die wir teilweise nur ein- oder zweimal tragen, Abos für alle möglichen Dienste, Geräte, die wir kaum nutzen.
Wir geben Geld aus für Marken, Reisen, Möbel, digitale Inhalte, Fortbildungen.
Und wofür? Um zu haben, zu besitzen, zu erfahren. Und vielleicht auch, um zu betäuben.

Aber warum das alles?
Wieso kaufen wir uns auch noch die hundertste schöne Tasse, obwohl unsere Schränke zu Hause bereits voll sind?
Was würde uns bleiben, wenn wir diesen (Über-)Konsum mal sein lassen?

Wir würden Geld sparen, und wir würden unsere Erde entlasten.

Denn all das, was wir kaufen, muss auch produziert werden.
Und wenn wir es dann entsorgen, weil es nicht mehr hübsch genug ist, dann muss es auch irgendwo hin,
denn diese Dinge verschwinden ja nicht, nur weil wir sie in die Mülltonne werfen.

Das sind zwei Punkte, die uns zu der Frage „Brauche ich das wirklich?“ anregen können.
Aber was genau würde das mit uns machen?

Dazu habe ich eine Beobachtung:
Was uns oft fehlt, ist nicht Besitz, sondern Verbindung.
Wir kennen unsere Nachbarn kaum, Familien sind leider oft zerstreut, zerstritten, überfordert.
Echte Gemeinschaft: kaum noch spürbar.
Kaum jemand, der einfach da ist, ganz egal, ob es nun um die schönen oder schwierigen Momente des Lebens geht.

Dabei sind es doch genau diese Momente, die tragen:
Gemeinsam essen und Feste feiern, einfach zusammensitzen, schweigen, lachen, weinen.
Sich gegenseitig halten, wenn etwas zerbricht, und da sein, wenn jemand krank ist. Oder stirbt.
Weil es dazugehört: zur Gemeinschaft, zum Menschsein.

Zu oft sind wir alleine.
Die nächste Bestellung im Lieblings-Onlineshop kann dann einen Ersatz bieten, betäuben, uns zumindest diesen Moment erleichtern.
Es löst das Problem nicht, hilft uns nicht, schwere Gefühle zu verarbeiten oder uns nicht mehr einsam zu fühlen.
Aber es lenkt uns in diesem Moment genug ab, und aktiviert unser Belohnungszentrum.

Ich frage mich:
Kompensieren wir mit unserem überdrehten Konsum vielleicht nur darüber hinweg, dass wir diese Gemeinschaften kaum noch haben?
Dass wir einsam sind, und eigentlich nur Verbindung suchen, auch wenn wir es gut überspielen?

Vielleicht suchen wir unser Glück deshalb in Klamotten, Technik oder in Wochenendtrips.
Und vielleicht glauben wir, wir könnten uns das Gefühl von Zugehörigkeit kaufen, mit Events, Selfcare-Produkten, mit Statussymbolen oder mit dem nächsten „Hype-Produkt“.

Aber am Ende bleibt dieses leise Ziehen:
Da fehlt etwas.


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Matthias
Vor 3 Monate

Ich tu mich persönlich auch sehr schwer damit, altes Zeug wegzuschmeißen. Auch wenn ich weiß, dass ich es vermutlich nie wieder nutzen werde.
Wenn man dann über 9-10 Jahre einfach immer weiter Sachen anhäuft, könnte man wirklich meinen, dass man ein Sammelproblem hat 😂
Wir leben in einer riesigen Konsumgesellschaft, die immer krasser und schnelllebiger wird. Gleichzeitig werden wir aber immer unglücklicher, obwohl die ganzen Konsumgüter immer schneller und einfacher greifbar sind.
Das dürfte doch eigentlich Beweis genug dafür sein, dass alles materielle unnütz ist.